die sage von der versunkenen stadt am dreiherrenstein
Tief im Walde, hinten an der Quelle der bösen Schleuse, lag einst eine reiche, blühende Stadt. Ein Sonntagskind kann sie heute noch sehen. Einst kam ein Glasbläser mitten im tiefen Winter - es war am Weihnachts-Heiligenabend, und zog es ihn heimwärts zu Weib und Kind - an jener Stelle vorüber; da hörte er plötzlich ein Klingeln wie vielstimmigen Glockenton um sich her, und wie er die Augen recht auftat, sah er sich inmitten einer großen Stadt mit herrlichen Palästen und ragenden Türmen. Männer, Frauen und Kinder kommen auf ihn zu, ihn zur Herberg zu laden. Er folgte dem ersten besten, er hört, wie sie die ganze Nacht hindurch Bußlieder singen, und er vernimmt aus ihrem Munde die Ursache all ihrer Klagen und ihres Kummers. Einst, als noch ihre Stadt und ihr Handel in vollster Blüte stand, kam aus dem Unterlande ein frommer Mensch zu ihnen herauf und erbaute ihnen eine Kirche. Er predigt ihnen jenen anderen Gott, herrlicher als all ihr Silber und Gold. Aber er wird verhöhnt. Behalte deinen Gott für Dich, unser Gott ist das Geld, vor dem beugt sich die ganze Welt. Bitten und Drohungen des frommen Mannes halfen nicht. Über solche Verstocktheit wird der Sendbote zornig und verflucht die Stadt und ihre Bewohner. “Versinken sollt ihr, wie Sodom und Gomorrha, dass ihr inne werdet, wer der Herr sei”. Alsdann kam ein Unwetter, die Erde bebte und verschlang Mann und Maus. Sumpf und Meer bedeckten alles Leben, alle Schätze der blühenden Stadt. Nur ein Steinblock ragt aus dem Morast hervor. Dieser Block ist der Dreiherrenstein.